Nasreddin (in Italien: Giufà) ist zu einem Bankett eingeladen. Er trägt sein Alltagsgewand und wird von niemandem beachtet. Das macht ihn betroffen. Er eilt nach Hause, wirft seinen prächtigen Pelzmantel um und kehrt zu der Festgesellschaft zurück. Schon am Eingang wird er in Empfang genommen und zu einem Podest geführt, wo man ihm den besten Platz zuweist.

Als die Suppe serviert wird, tunkt er das Revers seines Mantels in die Schüssel und sagt: "Bitte, bediene Dich. Iss mein Pelz, iss!"

Den erstaunten Gästen aber erklärt er: "Die Ehre gilt ja doch dem Pelz, soll der auch das Essen haben!"

Was sagt Luhmann dazu:

"Werte sind nichts anderes als eine hochmobile Gesichtspunkt-menge. Sie gleichen nicht, wie einst die Ideen, den Fixsternen, sondern eher Ballons, deren Hüllen man aufbewahrt, um sie bei Gelegenheit aufzublasen, besonders bei Festlichkeiten."

Luhmann, Niklas, Die Gesellschaft der Gesellschaft. Suhrkamp, 1997 Frankfurt am Main

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