Selbstorganisation bezeichnet die Fähigkeit eines sozialen Systems wie eines Teams zur Selbstgestaltung und zur autodynamischen Anpassung seiner Struktur. Autodynamische Anpassung bedeutet, dass selbstorganisierte soziale Systeme ihre eigene Struktur ohne Steuerungsanweisungen von außen so ändern können, ohne das Ziel aus dem Auge zu verlieren.

In unserem agilen Organisationsmodell ist Selbstorganisation die Kernkompetenz. Mit Selbstorganisation bezeichnen wir all jene nichttrivialen Prozesse, die dafür sorgen, dass ein soziales System wie Scrum Team eine Ordnung bekommt und aufrechterhalten bleibt. Dazu gehört auch, dass das System auf Änderungen von innen und aussen reagieren kann, flexibel bleibt und einen neuen Gleichgewichtszustand findet. Selbstorganisation bedeutet nicht, dass sich die Teammitglieder im Scrum Team selber organisieren, sondern sie ist eine Eigenschaft des sozialen Systems Scrum Team selber.

Projektteams sind komplexe soziale Systeme, die von einem Projektleiter nicht zu 100% überblickt und gesteuert werden können. Die Selbstorganisation lebt von in der Peripherie getroffenen Entscheidungen eigenständig handelnder Teammitglieder. Alle müssen den Handlungen vertrauen können. Gunter Netzer bringt es seiner Bild-Kolumne am 04. Juli 2010 auf den Punkt:

"...

Die Spieler verstehen sich untereinander nicht nur spielerisch, sondern auch menschlich. Es gibt keine Streitigkeiten, keinen Neid. Das hat nichts mit 11-Freunde-Romantik zu tun. Gegenseitiges Vertrauen ist aber auch im heutigen Profigeschäft die Voraussetzung, um gemeinsam nach wochenlanger Vorbereitung das große Ziel zu erreichen.

..."  

Das Scrum Team wird zur Selbstorganisation fähig, indem es in jedem Sprint auf Basis von aktuellen Prioritäten im Product Backlog den Inhalt und Umfang (Scope ) eines Increment of Potentially Shippable Functionality selbst modifiziert. Reviews und Retrospektiven nach jedem Sprint dienen zu diesem Zweck.

Die Voraussetzung für die Selbstorganisation ist, dass keine Steuerung von außen erfolgt. Das Scrum Team muss seine Entscheidungen eigenständig treffen.

Scrum Master darf keine steuernden Anweisungen geben.

Die Selbstorganisation ist auch mit PMI® Gestaltungsrahmen möglich. Projektmanager und Projektteam nach PMI® müssen gemeinsam die Selbstorganisation verstehen und für das jeweilige Projekt definieren. Die Enterprise Environmental Factors EEF können externe Referenzen verkörpern, die für die Selbstorganisation des Projektteams wie Luft und Wasser nötig sind.

Im Idealfall müsste der Auftraggeber im Project Charter als Product Owner fungieren. 

Denkfehler
  • - Selbstorganisation kann in systemischen Soft Skill Seminaren gelernt werden: wenn alle über emotionale Intelligenz verfügen, dann müsste man nur noch Selektion der Information, Selektion der Mitteilung und Selektion der Annahme / des Verstehens in Griff bekommen.
  • - Agile Projekte lassen sich mit System Dynamics simulieren: viel Spaß beim Loops Hopping!
  • - Soft Facts und Management Entscheidungen lassen sich ebenfalls mit System Dynamics gut modellieren. Die Grundvoraussetzung dafür wäre, dass der Manager all seine Gedanken ohne Zeitverluste offen legt. (Die Gedanken sind Operationen des Bewusstseinssystems des Menschen. Pro Tag sind ca. 60.000 Operationen, die das Bewusstseinssystem abarbeitet.)